Ein ehrenamtliches Team bewältigt die Zeit ohne Mesner an Klosterkirche und Auferstehungskirche

Bild: Rapp-Hirrlinger

Im Spätherbst ist Gustav Holzinger, der langjährige Mesner und Hausmeister der Denkendorfer Klosterkirche, überraschend verstorben. An der Auferstehungskirche ist die Mesnerstelle schon seit fast einem Jahr vakant. Wie geht eine Kirchengemeinde damit um?

In der Evangelischen Kirchengemeinde Denkendorf haben sich rasch Ehrenamtliche gefunden, die die Mesnerdienste übernahmen, bis vor kurzem ein neuer Mesner und Hausmeister an der Klosterkirche seinen Dienst antrat. Für Urlaubszeiten gab es für beide Kirchen schon Vertretungs-Teams. Auf diese konnte Kirchenpflegerin Gerlinde Fahrion zurückgreifen und im Oktober rasch eine Vertretungsliste für die Klosterkirche erstellen. „Es war toll, dass sich so viele beteiligten“, freut sich Fahrion. Dietmar Hage gehört zu ihnen. Seit zwei Jahren ist er als ehrenamtlicher Mesner normalerweise vier- bis fünfmal im Jahr im Einsatz, jetzt deckte er in vier Monaten rund 15 Termine ab. „Das war für uns ein großer Glücksfall“, betont Pfarrer Rolf Noormann.

Auch der Pfarrer selbst habe zusätzliche Aufgaben übernommen, erzählt Fahrion: Die Kirche täglich auf- und abzuschließen etwa. „Es war schön, dass wir die Kirche immer offenhalten konnten“, sagt Noormann. Der frühere Mesner Helmut Binder wollte aus Altersgründen zwar nicht mehr allzu oft Einsätze im Gottesdienst übernehmen, schaute aber regelmäßig in der Kirche nach dem Rechten. Der Winterdienst wurde an eine Firma vergeben. Die Reinigung des Klosterhofs und des Abgangs zum Maierhof übernahm ein syrischer Geflüchteter, der im Pfarrhaus wohnt, unterstützt von einem jungen Mann aus der Wohngemeinschaft von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die im benachbarten Fruchtkasten leben.

Die Sonntagsgottesdienste zu besetzen sei relativ einfach gewesen, erzählt Fahrion. Schwieriger war es schon, Leute zu finden, die unter der Woche Gottesdienste oder Hochzeiten sowie Taufen am Sonntagnachmittag begleiteten. „Auch an Heiligabend wollten natürlich die Ehrenamtlichen lieber bei ihren Familien sein“, sagt Noormann. „Ferienzeiten und kirchliche Feste sind schwierig“, weiß auch Heidi Keil, die seit 20 Jahren Vertretungsdienst an der Auferstehungskirche leistet. Am Ende habe man jedoch auch für den Heiligabend Ehrenamtliche gefunden, berichtet Noormann.

Durch die monatelange Vakanz habe man gesehen, wie viele Aufgaben ein Mesner habe, sagt die Kirchenpflegerin. Dazu gehören nicht nur die Vorbereitung der Gottesdienste mit dem Aufschließen der Kirche, dem Stecken der Liednummern, dem Entzünden der Kerzen, dem Läuten der Glocken und vielem mehr. Rund drei Stunden Aufwand erfordere ein einstündiger Gottesdienst, schätzt Hage. Etwa eine Stunde vor Beginn ist er da. Oft wollen Organistin, Kirchenchor oder Posaunenbläser vor dem Gottesdienst noch üben. Dann muss der Mesner früher vor Ort sein. Auch wenn Führungen in der Kirche stattfinden oder eine Gruppe in der Kirche proben möchte, ist der Mesner des öfteren gefragt.

Vor allem in der Vorweihnachtszeit gibt es viele Sondereinsätze – zusätzliche Andachten und Konzerte ebenso wie das Aufstellen des Christbaums. Besonders die Heizung stellte die Ehrenamtlichen und auch den Pfarrer vor neue Herausforderungen. „Damit hatten wir uns noch nie wirklich beschäftigt“, gibt Noormann zu. Auch der riesige Bund mit rund 25 Schlüsseln sei beeindruckend gewesen, erzählt Hage. „Manchmal habe ich 18 Schlüssel ausprobiert und keiner passte.“

Dennoch sei die Vertretungszeit ohne größere Pannen über die Bühne gegangen, freut sich der Pfarrer. Hage ist wichtig: „Wäre alles ganz reibungslos verlaufen, würde dies Holzingers Arbeit nicht würdigen. Mesner zu sein ist eine wichtige Aufgabe. Man muss an vieles denken.“

Für Dietmar Hage war es keine Frage, sich für seine Kirchengemeinde einzusetzen. „Ich bin im Ruhestand und habe Zeit. Und in dieser prekären Situation habe ich gerne mehr Zeit eingebracht. Das hat auch mit Solidarität zu tun.“ Zur Klosterkirche hat er eine besondere Beziehung: „Meine Frau wurde hier getauft und konfirmiert und wir haben hier geheiratet.“ Er schätzt die Spiritualität, die der Kirchenraum ausströmt. „Wie viele Menschen hier schon mit Gott gesprochen haben. Davon bleibt doch etwas in dieser altehrwürdigen Kirche“, ist Hage überzeugt. Oft habe er sich nach seinem Dienst in die leere Kirche gesetzt und den Raum auf sich wirken lassen.

Für ihren Einsatz haben die Ehrenamtlichen eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen. Für Hage ist aber klar: „Wegen der Vergütung darf man es nicht machen. Man muss jenseits des Geldes eine Motivation haben.“

Während an der Klosterkirche Anfang März der 38-jährige Marc Brodbeck aus Denkendorf seinen Dienst als Nachfolger von Gustav Holzinger angetreten hat, sucht man für die Auferstehungskirche weiter. Ein Hausmeister hat sich rasch gefunden. Warum es so schwer ist, Mesner zu gewinnen, darüber kann Heidi Keil nur spekulieren. „Sonntags möchte eben keiner mehr arbeiten.“ Menschen ließen sich zwar für Projekte gewinnen, eine ständige Verpflichtung gingen sie aber nicht gerne ein. Auch Rolf Noormann weiß: „Sich sonntags festzulegen, ist das Hauptproblem. Und zudem muss man als Mesner relativ oft da sein.“ Zugleich sind die Stellenanteile gering. „Nur wenige möchten gerne so eine kleine Stelle übernehmen.“ Und so wird das Team um Heidi Keil auch weiterhin die Glocken läuten, die Kerzen entzünden und mit vielen kleinen Dingen die Kirche gastfreundlich machen.

 

 

Artikel von: Ulrike Rapp-Hirrlinger, Journalistin und Pressebeauftragte des Evang. Kirchenbezirks Esslingen