Klosterkirche

Evangelische Klosterkirche Denkendorf

Klosterkirche

Das Zentrum der Klosterkirchengemeinde ist die Klosterkirche. Die um 1200 erbaute romanische Kirche ist von beeindruckender Schönheit und lohnt jederzeit einen Besuch (die Kirche ist tagsüber in der Regel geöffnet; bei Veranstaltungen oder Vorbereitungen dazu ist eine Besichtigung leider nicht möglich). Die besondere Atmosphäre der Kirche verdankt sich ihrer langen Geschichte als Gotteshaus und Pilgerkirche. Hier feiert die Gemeinde sonntags ihre Gottesdienste. An jedem ersten Samstag im Monat findet im Chor der Kirche ein Wochenschlussgebet statt. In unregelmäßigen Abständen gibt es Konzerte.

Pfarrscheuer

Schräg gegenüber der Klosterkirche findet sich die Pfarrscheuer. Verschiedene Gemeindeveranstaltungen haben hier ihren Ort. Die Pfarrscheuer ist einmal im Monat zum Sonntagscafé geöffnet.

 

Für Gruppen bieten wir Führungen in der Klosterkirche an; nehmen Sie einfach mit unserem Gemeindebüro Kontakt auf.

Virtueller Rundgang durch die Klosterkirche

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Virtueller Rundgang

Krippe in der Klosterkirche

Menschenwege – Gottes Weg

 

Seit über 10 Jahren steht während der Advents- und Weihnachtszeit im Chor der Klosterkirche unsere Weihnachtskrippe. Pfarrerin i.R. Margarethe Schmid, die Denkendorf durch die Fortbildungsstätte kannte, hat sie inszeniert, gebastelt und uns zur Verfügung gestellt.

Viele Detailansichten und weitere Infos finden Sie hier

500-jähriges Jubiläum der Kanzel in der Klosterkirche

500-jähriges Jubiläum der Kanzel in der Klosterkirche

Nach dem Reformationsjubiläum im letzten Jahr haben auch wir in Denkendorf ein 500-jähriges Jubiläum zu feiern: Vor 500 Jahre wurde die Kanzel in der Klosterkirche gebaut. Klar, könnte man denken, zu einer evangelischen Kirche gehört eine Kanzel, da steht schließlich die Predigt im Mittelpunkt. Und zu einer Predigt gehört eine Kanzel. Die Sache hat nur einen Haken: 1518 war Denkendorf noch gar nicht evangelisch. Was 1517 in Wittenberg begonnen hat, hat sich erst allmählich ausgebreitet. Das Kloster Denkendorf ist erst 1535 evangelisch geworden mehr. Die Kanzel aber hat der vorletzte Abt der Klosters, Martin Altweg, errichten lassen. Nur: Wozu brauchte eine katholische Klosterkirche eine Kanzel? Eine Kanzel war auch damals schon zum Predigen da (die Niederländer nennen die Kanzel deshalb “Predigtstuhl”). Es gibt nur eine mögliche Schlussfolgerung: Propst Martin Altweg wollte, dass in seiner schönen Klosterkirche Predigten gehalten werden. Und er wollte, dass die Leute merken, wie wichtig ihm das ist. Darum hat er eine Kanzel in Auftrag gegeben, so schön und so gut gebaut, dass wir uns heute, 500 Jahre später, immer noch an ihr freuen können.

Die Kanzel in der Klosterkirche erinnert so daran, dass die Reformation nicht vom Himmel gefallen ist. Schon vor Luther gab es Reformbewegungen. Dazu gehörte auch eine neue Wertschätzung des Predigens. Im 15. Jh. wurden in etlichen freien Reichsstädten in Südwestdeutschland Predigtgottesdienste eingeführt, für die auch entsprechende Predigerstellen eingerichtet wurden. Die Städte suchten dafür theologisch und rhetorisch geschulte Leute, die ansprechende Predigten halten konnten. Hieran konnten die neuen Bewegungen in der Reformationszeit anknüpfen. Mit anderen Worten: Das Kloster Denkendorf ist zwar erst 1535 evangelisch geworden, aber die Predigtbewegung ist hier schon viel früher angekommen.

Eine Kanzel ist zuerst und vor allem ein erhöhter Ort, damit die Gemeinde den Prediger gut sehen und hören kann. Viele Kanzeln haben einen sog. Kanzeldeckel. Er soll den Schall bündeln und so dafür sorgen, dass die Predigt in der ganzen Kirche gut zu hören ist. Auch die Kanzel der Klosterkirche hatte einen sehr schön gearbeiteten Kanzeldeckel. Auf alten Fotos ist er noch zu sehen. Leider ist er im Zuge von Renovierungsarbeiten in den 1950er Jahren abmontiert worden und verloren gegangen.

Alte Kanzeln sind nicht nur Orte, von denen aus gesprochen wurde, sie sollten auch selbst sprechen. Dazu diente der Bildschmuck der Kanzel. Auf der Kanzel in der Klosterkirche sind fünf alte Holzschnitzarbeiten zu sehen: vorn der auferstandene Christus, auf den Seiten die vier großen Lehrer der westlichen Christenheit, Ambrosius, Hieronymus, Augustin und Gregor der Große.

Im Mittelpunkt steht - natürlich - der auferstandene Christus. Um ihn geht es in der Klosterkirche vor allem. Schließlich gehörte das Kloster Denkendorf zum Orden der Chorherren vom Heiligen Grab. Darum findet sich in der Krypta eine Nachbildung des leeren Grabes Jesu, als Hinweis auf die Auferstehung: “Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier. Er ist auferstanden!” (Lukas 24,5-6). Die Kanzel bringt diese Botschaft mit einem Bild zum Ausdruck: Die Nägelmale von der Kreuzigung sind noch gut zu erkennen. Noch wichtiger aber ist die Siegesfahne: Das Leben siegt, der Tod ist überwunden.

An den Seiten finden sich vier bedeutende Lehrer der frühen Christenheit, die in der westlichen Kirche als “die vier großen Kirchenväter” verehrt wurden. Der älteste von ihnen ist Ambrosius (339-397). Als Bischof von Mailand hat er dort den Kirchengesang eingeführt. Deshalb ist er hier geöffnetem Mund dargestellt: Er singt! Ambrosius hat selbst viele Lieder gedichtet, zum Beispiel Adventslied “Nun komm der Heiden Heiland” (EG 4), das von Martin Luther ins Deutsche übersetzt wurde.

Der Mann mit dem großen Hut ist Hieronymus (347-420). Er war ein Gelehrter und ein Meister der Sprachen. Er lernte Griechisch und Hebräisch, um die Bibel im Original studieren zu können. Um das hebräische Alte Testament besser kennenzulernen, zog er extra nach Bethlehem. Das Bild zeigt ihn hier in seiner Klause. Die auf ihn zurückgehende lateinische Bibelübersetzung, die sog. Vulgata, war für mehr als 1000 Jahre die Bibel der westlichen Christenheit.

Der wichtigste der vier ist Augustin (354-430). Er war der erste lateinische Theologe, der aus den vielfältigen biblischen Zeugnissen ein zusammenhängendes theologisches System entwickelt hat. Ein brillianter Denker, der allerdings auch vor haarsträubenden Konsequenzen nicht zurückgescheut hat. Marin Luther war ein später Schüler Augustins. Vieles, was Luther geschrieben hat, geht auf Augustin zurück. Ohne ihn hätte es die Reformation nicht gegeben.

Der vierte im Bunde ist Gregor der Große (ca. 540-604). Er war von 590 bis 604 Bischof von Rom. Deshalb wird er auf der Kanzel mit der - historisch erst viel später eingeführten - Papstkrone, der sog. Tiara, dargestellt. Als Bischof organisierte er die groß geworden Besitzungen der römischen Kirche als eine Art Herrschaftsgebiet. Er gilt darum als Begründer des sog. Kirchenstaates (des heutigen Vatikanstaates). Zugleich baute er den Einfluss des römischen Bischofs in der westlichen Christenheit weiter aus - beides wichtige Schritt auf dem Weg zur Entstehung des Papsttums. Auf der Kanzel ist er als Lehrer der Kirche dargestellt.


Pfr. Rolf Noormann
 

Innenansichten des Kirchenraums