27.05.16

Verschiedene Frömmigkeitsstile ermöglichen

Am 1. Juni tritt Pfarrer Ulf Schlimper seinen Dienst als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Wernau an. Der 54-Jährige ist Nachfolger von Sabine Waldmann. Am 19. Juni wird Schlimper von Dekan Bernd Weißenborn offiziell in sein Amt als geschäftsführender Pfarrer der Kirchengemeinde eingesetzt.

U. Schlimper - Foto: U. Rapp-Hirrlinger

Dass die Evangelische Kirchengemeinde Wernau in ihrer Ausschreibung einen „weltoffenen“ Pfarrer suchte, hat Ulf Schlimper sofort angesprochen. Nach gut acht Jahren als Gemeindepfarrer in Tuttlingen-Möhringen sei für ihn, seine Frau Stefanie und die Kinder Carolin (7) und Julian (5) ein guter Zeitpunkt für einen Stellenwechsel gekommen gewesen, erzählt Schlimper. Viele Jahre war er Pfarrer der Hannoverschen Landeskirche im ländlichen Raum nördlich von Braunschweig. „Nach Württemberg habe ich quasi eingeheiratet“, erzählt er. Seine Frau, ebenfalls Pfarrerin und derzeit Lehrerin an einer beruflichen Schule, war im Süden verwurzelt. Nach dem eher ländlich geprägten Tuttlingen, wo Schlimper vier Ortsteile betreute, freut sich der in Wolfsburg geborene Theologe auf ein städtisches Umfeld und darauf „meine Gemeinde an einem Ort zu haben“. Auch dass die Familie seiner Frau in Esslingen und Stuttgart beheimatet ist, habe für Wernau gesprochen. Vor allem aber war es der von Anfang an gute Draht zum Kirchengemeinderat. „Ich habe den Eindruck, dass ich mit diesem Gremium gut zusammenarbeiten kann“, sagt Schlimper. Offen und aufgeschlossen habe sich die Gemeinde präsentiert. Auch er schaut gerne über den Tellerrand. Nach dem regulären Vikariat hängte er ein freiwilliges Auslandsvikariat im italienischen Genua an. Auch die interreligiöse Zusammenarbeit ob mit Katholiken oder Muslimen ist ihm wichtig. Sie werde in Wernau intensiv gepflegt, hat der neue Pfarrer bereits erfahren. „Diese Offenheit ist für meine Arbeit gut.“

 

Religiöse Erziehung als wichtiges Feld


Zentrales Anliegen ist Schlimper die Seelsorge. „Es ist wichtig, dass dafür auch genügend Zeit bleibt.“ Erfahrungen bringt er auch aus der Notfallseelsorge mit. Am Herzen liegt ihm zudem die Arbeit mit Kindern. „Religiöse Erziehung findet heute nicht mehr so selbstverständlich in den Familien statt.“ Deshalb sei dies für die Kirche ein wichtiges Feld. Neu ist für ihn die Geschäftsführung für zwei kirchliche Kindergärten. Die Fotovoltaikanlage auf dem Kirchendach sieht Schlimper mit Freude - war die Alternative zu einem Theologiestudium doch die Umwelttechnik. Selbst wenn er die Entscheidung für das Pfarramt nie bereut hat, ist ihm doch eine Sensibilität für die Ökologie geblieben. Dass diese in vielen Kirchengemeinden verwurzelt ist, freut ihn.


An den Schnittstellen des Lebens da sein

 

Gemeinsam mit seiner Kollegin Julika Weigel betreut Schlimper in Wernau 3500 evangelische Gemeindemitglieder. Damit ist die Gemeinde wesentlich größer als seine bisherige. Dass die Kirchengemeinden insgesamt kleiner werden, sei eine gesellschaftliche Entwicklung, mit der man sich auseinandersetzen müsse, der man als Pfarrer aber nicht wirklich entgegensteuern könne. „Doch es wird immer Menschen geben, denen der Gottesdienst und kirchliche Angebote wichtig sind. Diese müssen wir ansprechend gestalten.“ Vor allem an Schnittstellen des Lebens wie Taufe, Hochzeit oder Bestattung wünschten sich Menschen seelsorgerliche Begleitung. Diese Umbrüche im Leben zu gestalten sei eine wichtige Aufgabe. „Ich habe aber keine missionarischen Konzepte“, betont er. „Ich schätze die evangelische Kirche in ihrer Volksfrömmigkeit. Sie soll Räume und Ressourcen zur Verfügung stellen und so ganz unterschiedliche Frömmigkeitsstile ermöglichen und berücksichtigen.“ Das soll sich auch in den Gottesdiensten niederschlagen. Kirchliche Angebote würden am besten aufgrund von Impulsen aus der Gemeinde entwickelt. „Ich sehe es als meine Aufgabe, dabei zu helfen, solche Impulse zu realisieren.“

 

In Tuttlingen-Möhringen lag die Kirche direkt am Donauradweg. Im Sommer lockt sie als „Radfahrerkirche“ mit Kaffee und Kuchen, aber auch verschiedenen kulturellen Angeboten. Auch die Johanneskirche bietet für Konzerte und Ausstellungen gute Möglichkeiten. Früher hat Schlimper selbst viel gemalt hat. Warum also nicht Ausstellungen in der Johanneskirche organisieren? Zum Malen hat er heute keine Zeit mehr. Doch beim Klavierspielen, Lesen, Schwimmen und Radfahren findet Schlimper Ausgleich.


Investitur am 19. Juni

 

Am Sonntag, 19. Juni, wird Ulf Schlimper in einem festlichen Investitur-Gottesdienst um 10 Uhr in der Johanneskirche von Dekan Bernd Weißenborn in sein Amt eingesetzt. Im Anschluss gibt es bei einem Empfang im Gemeindehaus die Gelegenheit, die neue Pfarrfamilie kennenzulernen.